Mein Vater Eberhard wurde 1892 in Kiel geboren, meine Mutter 1895 in Süßenbach Schlesien. Süßenbach heißt heute .... 1923 heirateten die Beiden in Berlin.
Meine Mutter ging in Liegnitz auf das Lyzeum. Nach der Schule wurde meine Mutter zur Krankenschwester und Hebamme ausgebildet. Sie arbeitete viele Jahre als selbständige Hebamme und zog mit Auftrag zu Auftrag von Ort zu Ort. Sie zog in die Häuser der Familien ein, wo eine Geburt vorbereitet werden mußte, half den Kindern auf die Welt und blieb noch die erste Zeit nach der Geburt im Haus zur Betreuung. So absolvierte sie ihre Wanderjahre durch Böhmen, Bayern bis nach Württemberg. In dieser Zeit war die Kindersterblichkeit noch sehr hoch. Das erste Kinderkrankenhaus wurde in Berlin gegründet, um die Sterblichkeit zu senken. Das zog meine Mutter an und sie ging nach Berlin. Auch für die weltoffene Frau war Berlin ein Magnet. Aus dem gleichen Grund zog es einen jungen Kinderarzt an das Kaiserin Auguste Viktoria Kinderkrankenhaus in Berlin. Mein Vater und meine Mutter lernten sich dort kennen.
Mein Vater war Medizinstudent und mußte in den 1. Weltkrieg ziehen. Er ging als Sanitäter in den schrecklichen Krieg. Gleich mach Kriegsendesetzte er sein Studium fort und wollte zuerst Hals- Nasen- Ohrenarzt werden. Auch durch seine Mutter beeinflußt entschied er sich aber doch zur Kinderarztausbildung und landete im Kaiserin Auguste Viktoria Krankenhaus in Berlin. Neben seiner Tätigkeit als Arzt beteiligte er sich an der Öffentlichkeitsarbeit. Es wurde über Hygiene in der Schwangerschaft und im Kindbett aufgeklärt und die Säuglingspflege gelehrt. Es wurden Filme gedreht, Austellungen aufgebaut und Aufklärungen veröffentlicht. Mein Vater veröffentlichte das Buch "Seine Majestät das Kind".
1923 haben meine Eltern geheiratet. Zuerst haben sie bei den Großeltern in Nikolasse gewohnt. Später haben sie eine eigene Wohnung gefunden und eine Kinderarztpraxis eröffnet in der Blücherstraße in Kreuzberg.
Sie waren modern, hatten Fotoapparat, 8 mm Kamera und ein erstes Auto. Das Autofahren war damals noch abenteuerlich aber sie sind damit trotzdem weit gereist. Eine weite Schiffsreise nach Mittel- und Südamerika war wohl der Höhepunkt.
Beide waren Gartenliebhaber und ein eigener Garten war wichtig. Besonders meine Mutter hatte eine gute Hand für Blumen und Pflanzen. Der erste Garten war in Britz, dann kam der Garten in Kreuzberg nahe dem heutigen Südstern. Es gibt ein Bild von diesem Garten mit der St. Johannes Basilika im Hintergrund gemalt von einem Maler mit dem sie sehr befreundet waren.
Sehr oft sind sie nach Liegnitz in Schlesien gefahren, um die Elten und Marielottes Schwester zu besuchen.
Meine Großeltern der Familie Schur waren Georg Schur und Frida Schur. Sie hatten Vorfahren in den Familien Fischbach und Seeger, die auch an der Bauakademie und Porcellanmanufaktur tätig waren.
Sie hatten 3 Kinder: Eberhard mein Vater, Rolf und Inga. In der aktiven Marinezeit meines Großvaters, mußen meine Großeltern häufig umziehen, von Standort zu Standort, Kiel, Friedrichsort, Wilhelmshafen und Stettin. Nach seiner aktiven Zeit wohnten meine Großeltern in Berlin Nikolassee. Dort haben auch meine Eltern geheiratet und alle sind sie vereint dort auf dem Friedhof der Gemeinde Nikolassee begraben.
Meine Großmutter wurde als Frida Schneider 1872 in Potsdam geboren. Mit 19 Jahren heiratete Frida 1891 meinen Großvater Georg am 16. Juni 1891 den Lieutenant zur See. Dazu mußte meine Großmutter erst für großjährig erklärt werden und die Ehe mußte von der Marine genehmigt werden, vom Oberkomando.
Meine Großmutter war eine sehr moderne Frau. Sie fuhr damals als einzige Frau in Kiel mit dem Fahrrad und ging mit der Familie gemeinsam baden. Üblich waren damals noch nah Geschlechtern getrennte Bäder. Sie hat meinen Vater mit Ihrer Liebe zur Natur und musischen Dingen beeinflußt, was letztlich dazu geführt hat, dass mein Vater Arzt wurde. Der Rest der Familie war ausschließlich technisch ausgerichtet. 1892 wurde mein Vater geboren, es folgten später seine Geschwister Rolf und Inga. Meine Großmutter hatte die Erziehung in ihren Händen. Der Großvater war ja dauernd zur See, dabei auch auf sehr langen Fahrten zum Beispiel bis nach China. Die Marine versuchte damals internationale Größe zu erreichen. Es war die Zeit der deutschen Kolonien. Fahrten dorthin waren immer lange Reisen. Doch wenn der Großvater zu hause in der Familie war, muß es sehr harmonisch gewesen sein. Es wurde viel gebaut, es gab Kaninchen, es wurde viel musiziert und es gab auch ein Segelboot.
Mein Großvater war sein ganzes Leben lang bei der Marine. Schon sein Schulabschluß 1887 war das Zeugnis der Reife zum Seeofficier. Er fuhr als Kadett mit der SMS Elisabeth auf allen Weltmeeren, nach Kapstadt, Jokohama und Samoa. 1893 bis 1895 war er Wachoffizier auf der SMS Moltke einem Schiffsjungen-Schulschiff. Das war noch ein Vollschiff mit 3 Masten aber es hatte bereits eine Maschine. Als Kapitänleutnant fuhr er dann nach China. 1907/08 bekam er dann als Fregattenkapitän seine ersten eigenen Kommandos, zum Beispiel die SMS Stettin ("mein erstes Schiff"). Er war sehr technisch orientiert, seine Aufgabe bestand darin, neue Schiffe zu übernehmen und in Dienst zu stellen. 1908 wurde er dann zur Disposition gestellt und erst 1914 dann als Kapitän wieder aktiviert mit einem Marinekommando. Die Familie war jetzt in Berlin Nikolasse angekommen und hier zu Hause. Dort haben auch meine Eltern, nach ihrer Heirat, für einige Zeit gewohnt.
Großvater Georg bei der Marine. Vom Kadett bis zum Kapitän hat er alle Meere befahren.
Ferdinand Schmidt ist mein Ururgroßvater väterlicherseits(1774-1837) aus Rathenow. Er war ein königlich preußischer Regierungssekretär. Meine Ururgroßmutter war Marie Wilhelmine Gäde (1820-1901)
Meine Großeltern Becker lebten in Niederschlesien. Zuerst in Süßenbach, das jetzt Belczyna heißt und später in Liegnitz. Sie hatten 3 Kinder, meine Mutter Marielotte, meine Tante Grete (Margarete) und ihr Bruder Georg, der aber leider schon sehr früh verstarb.
Mein Großvater Friedrich Zacharias Becker heiratete am 19.01.1895 meine Großmutter Laura Jäkel. Scheinbar war meine Großmutter zu diesem Zeitpunkt schon mit meiner Mutter schwanger. Mein Großvater bewirtschaftete als Verwalter das Gut seiner Schwiegereltern in Süßenbach bei Löwenberg in Schlesien bis zum Jahr 1902. Danach erwarben meine Großeltern in Liegnitz ein Haus in der Jochmannstraße. Friedrich Becker arbeitete als Inspektor auf dem Dominium Beerberg, später als Inspektor auf dem Dominium Quolsdorf, dann auch als tätiger Teilhaber in einer Möbelfabrik in Liegnitz. 1920 verstarb mein Großvater.
Großmutter Laura wurde als Tochter des Gutsbesitzers Gottlieb Jäkel und seiner Ehefrau Marie am 2.11.1868 in Süßenbach geboren. Ab 1902 lebten meine Großeltern in Liegnitz zusammen mit meiner Tante Grete (Margarete). 1945 flüchteten meine Tante mit ihrer Mutter und kamen über Jauer und Magdeburg zu uns nach Berlin.
Meine Tante Margarete Becker wurde eigentlich von allen nur Tante Grete genannt. Sie wohnte bis zum Kriegsende mit meiner Oma Laura in Liegnitz in Schlesien. Als Flüchtlinge kamen sie dann zu uns. Sie wohnten zuerst bei uns in der Wohnung. Als der durch einen Bombentreffer zerstörte Seitenflügel wieder aufgebaut war, zog Sie dort in eine 1-Zimmerwohnung. Die Oma Laura war da schon gestorben. Sie hat nie eine andere Wohnung gesucht und ist bis zu ihrem Tod dort geblieben.
Zur Nazizeit trat sie nicht in den NS-Lehrerbund ein und verlor deshalb ihre Anstellung in der Schule. Sie hat dann privaten Unterricht und Nachhilfe gegeben.
Sie war eine sehr zurückhaltende Frau, aber sehr zielstrebig. Es gibt deshalb kaum Bilder von ihr. Sie ließ sich nicht fotografieren. Es war ihr sehr wichtig unabhängig zu sein. Im Neuköllner Krankenhaus fand sie eine Anstellung als Lehrerin für Kinder, die sehr lange im Krankenhaus behandelt werden mußten, bis zu ihrer Pensionierung.
RZB ist mein Ururgroßvater. Erwurde 1752 geboren und starb 1822. Verheiratet war er seit 1787 mit Sophie Caroline Döbling.
Er gründete einen Verlag und die Nationalzeitung. In dieser Zeitung schrieb er Artikel gegen Napoleon und die Besetzung durch die Franzosen. Dafür wurde er in Magdeburg in Haft genommen. Sein bekanntestes Buch ist ein "Not und Hülfsbüchlein".Im Antiquariat habe ich dieses und dieses Bild von ihm gefunden und erworben.